Immer in Bewegung
Ein Boot ermöglicht es, potentielle Fischstandplätze gezielt aufzusuchen und zu beangeln. Auch beim Einsatz des toten Köderfisches können wir von dieser Mobilität profitieren. Der größte Vorteil ist aber, dass wir dem toten Köderfisch wieder Leben einhauchen können. Das Prinzip hierbei ist so simpel wie effektiv zugleich: An einer einfachen Posenmontage wird ein toter Köderfisch langsam hinter dem Boot hergeschleppt, wodurch sich der Köderfisch ansprechend bewegt und eine verführerische Duftspur zieht. Die idealerweise lange Rute (11 – 12 Fuß) mit einem Wurfgewicht ab 2,5 lb wird so im Boot abgelegt, z.B. in einem Bootsrutenhalter, dass sie bei einem Biss nicht über Bord gehen kann. Da man ständig mit einem Hänger rechnen muss, sollte die Rollenbremse oder der Baitrunner geöffnet sein. Das hat auch beim Biss den Vorteil, dass der Fisch mit dem Köder stehen bleiben kann ohne großen Widerstand zu spüren. Durch das Variieren der Schleppgeschwindigkeit wird die Bewegung des Köders kontrolliert. Ein kurzer Schub mit dem E-Motor oder ein kräftiger Paddelschlag lassen den toten Fisch hochschnellen und das langsame Ausgleiten des Bootes lässt ihn wieder absinken. Ist ein Hecht in der Nähe, dann wird er sicher auf unsere Präsentation aufmerksam, und wenn alles stimmt, lässt er sich zum Biss überreden. Das plötzliche Abtauchen der Pose zeigt dann, dass der Köderfisch aufgenommen wurde. Jetzt ist es wichtig, das Boot anzuhalten und die abgelegte Rute in die Hand zu nehmen. Nachdem die Bremse oder der Baitrunner geschlossen wurde, nimmt man mit sanften Kurbelumdrehungen Kontakt mit dem Fisch auf. Spürt man Widerstand oder sogar die Bewegung eines Fisches, so setzt man den Anhieb. Da wir immer damit rechnen müssen, dass bspw. ein untermaßiger, ein über dem Schonmaß liegender oder anderweitig zu schonender Fisch beißt, dürfen wir auf keinen Fall lange mit dem Anhieb warten oder gar „schlucken lassen“! Wir müssen so angeln, dass solche Fische schnell und ohne unnötige Verletzungen abgehakt und zurückgesetzt werden können. Das ist nur möglich, wenn der Haken nicht tief sitzt. Dass gutes Lösewerkzeug an Bord gehört und griffbereit liegt, muss selbstverständlich sein.
Die Schleppmontage
Da wir eine Hakenmontage benötigen die schnelles Anschlagen erlaubt, verwenden wir keinen Einzelhaken, sondern ein Drillingssystem. Im Gegensatz zum Einzelhaken hat der Hecht hierbei immer einen Haken im Maul, egal wie er den Fisch packt. Solch ein System muss aber auf die Größe des Köderfisches abgestimmt sein, weshalb Selberbauen angesagt ist. Das ist nicht nur einfach, sondern auch günstig! Selbst wenn man hochwertiges Stahlvorfach und die besten Haken verwendet, spart man im Gegensatz zu fertigen Montagen eine Menge Geld. Das wichtigste aber ist die größere Bissausbeute aufgrund der schärferen Haken, die nun verwenden werden können.
Die Posenmontage besteht aus einer 25-50g Pose (je nach Ködergröße) mit innerer Schnurführung, die nach oben von einem verschiebbaren Schnurstopper auf die richtige Tiefe eingestellt wird. Mit einem Blei von etwa der Hälfte der Posentragkraft wird das ganze austariert, nicht zu fein, da durch das Schleppen zusätzlicher Druck auf die Pose entsteht. Über dem großen Wirbel muss unbedingt eine Gummiperle aufgezogen werden, da sonst das Blei den Knoten mit der Zeit beschädigen würde. Sobald das Drillingssystem eingehängt wurde, ist die gesamte Montage einsatzbereit!
So wird Drillingssystem und Schleppmontage hergestellt (auf Bilder klicken zum Vergrößern):
Köderfische
Als Köder zum Trolling bieten sich prinzipiell alle Arten toter Fische an. Man hört immer wieder, dass Rotaugen eine sehr gute Wahl sind, am besten frisch, aber auch aus dem Gefrierschrank. Viele Hechtangler schwören auf Meeresfische wie Makrelen, Heringe und Stinte, da sie einen sehr starken Geruch besitzen. Hier muss man experimentieren, da sich die Wirkung bestimmter Köder von Gewässer zu Gewässer stark unterscheiden kann.
Beim Anködern sticht man den oberen Drilling durch Unter- und Oberlippe des Fisches, den unteren Drilling in den zähen Bereich der Rückenflosse. So schwimmt der Köderfisch mit dem Kopf voran, was der Bewegung eines lebendigen Fisches ähnlicher ist. Möchte man an einem potentiellen Hot-Spot ankern und den Köder stationär anbieten, wird die Position der Drillinge getauscht, damit der Fisch unter der Pose waagerecht im Wasser steht. Besitzen die Köderfische trotz der Haken noch zu viel Auftrieb, kann man die Schwimmblase durch den After mit einer Ködernadel durchstechen und die Luft herausdrücken.
Die Tiefe im Blick
Wenn man an einem Gewässer unterwegs ist, das man nicht wie seine Westentasche kennt, dann ist ein Echolot eine feine Sache. Die aktuelle Tiefe kann so immer im Auge behalten werden, was enorm wichtig ist. Im Winter bringt es nämlich wenig über 10 Metern zu schleppen wenn die Pose auf 3 Meter eingestellt ist. Sinnvoll ist es deshalb, sich für eine Tiefe zu entscheiden, die Pose hierauf einzustellen und dann diesen Tiefenbereich zu beangeln. Taucht die Pose ab und das Echolot zeigt, dass ein Hänger unmöglich ist, dann kann man gewiss sein, bald einen „Trolling-Hecht“ im Boot zu haben!
Von Wolfgang Kalweit